Manfred Krug in Hennigsdorf

Der 2016 verstorbene Schauspieler, Musiker und Autor Manfred Krug verbrachte einige Jahre seiner Kindheit in Hennigsdorf. Seit Februar 2020 erinnert eine Bronzetafel am damaligen Wohnhaus seiner Familie an der Marwitzer Straße an den in Ost und West erfolgreichen und beliebten Künstler.

Manfred Krug war populär wie kaum ein Zweiter in der untergegangenen DDR. Der gelernte Stahlschmelzer tourte mit den besten Jazz-Musikern des Landes durch den Arbeiter- und Bauernstaat, nahm Platten auf, stand auf den Bühnen des Friedrichstadtpalastes und der Komischen Oper Berlin und überzeugte in zahllosen Rollen das Fernseh- und Kinopublikum.

Als er 1976 gegen den Rauswurf Rolf Biermanns aus der DDR protestierte, verbannte die Politbürokratie ihn von Bühne und Bildschirm. Manfred Krug nahm seinen Hut und startete eine zweite Karriere im Westen. Als Trucker, Anwalt und Kommissar eroberte er die bundesdeutschen Wohnzimmer.

Ob als aufsässiger Brigadier Hannes Balla oder Robin Hood des Erzgebirges, als Anwalt Robert Liebling oder als Tatort-Kommissar Stöver – Manfred Krug war ein wahrhaft gesamtdeutscher Star.

Vor seiner Karriere als Schauspieler, Musiker und Autor lagen „aufregende Kindertage“ – auch in Hennigsdorf. Als dreijähriger kam der kleine Manfred 1940 mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder an die Havel. Sein Vater hatte eine Stelle als Oberingenieur im hiesigen Stahlwerk bekommen. Eine Dreizimmerwohnung in der Marwitzer Straße 50 wurde das Heim der Familie Krug.

„Alles aus der Zeit habe ich mir gemerkt“, notierte Krug mit einem Augenzwinkern über seine Kindheit. „Und was ich mir nicht genau gemerkt habe, das habe ich mir ungenau gemerkt“. Was der große Krug sich alles über den kleinen Manfred und dessen Hennigsdorfer Kinderjahre gemerkt hat, hat er in seiner Autobiografie „Mein schönes Leben“ aufgeschrieben.

Mit seinem Freund Udo Kuffel plünderte er im Sommer Obstbäume in den Schrebergärten an der Feldstraße. Im katholischen Kindergarten zog ihm Schwester Theresita öfter mal eins mit dem Handfeger über. Bei einer der zahlreichen Nächte im Luftschutzbunker versuchte er seine heimliche Liebe Petronella Fabisch – die eigentlich Petra hieß – mit Grammophonnadeln, seinen neuen Zähnen und einem Hirschkäfer in einer Zigarettenschachtel zu beeindrucken. Vergeblich. Als sein Vater in den Krieg musste, bekam Manfred von ihm nicht nur den Rechenschieber, den der Ingenieur stets in seiner Hemdtasche bei sich trug, sondern auch die Rolle des Familienoberhauptes aufgebürdet. In den Nachkriegstagen erlebte er den täglichen Überlebenskampf um ein Stück Brot oder ein paar Kartoffeln als Herausforderung und Abenteuer gleichermaßen. Wie ein Indianer auf dem Kriegspfad fühlte er sich, als er den Russen einen Schweinekopf klaute. Von der Sülze, die Fräulein Rogalla daraus kochte, mochte seine Mutter aber nichts essen.

Manfred ist fast neun, als die ohnehin fragile Familie endgültig zerbrach und er mal wieder zur geliebten Oma Lisa nach Duisburg abgeschoben wurde. Das war sein Abschied von der Marwitzer Straße und Hennigsdorf. Zu dieser Zeit ahnte wohl noch niemand, dass aus dem kleinen Hennigsdorfer Indianer, einmal ein großer Schauspieler und Musiker – ein wahrhafter „Häuptling“ der Unterhaltungskunst – werden sollte.

Herstellung der Erinnerungstafel
Galerie Mandos-Feldmann | Westerstede
nach einem Entwurf von Detlef Krebs | Hennigsdorf
Material: Bronze

Herstellung der Trägerplatte und Montage
Hude & Tetik Naturstein GmbH | Velten
Material: Jura-Marmor gelb | Bayern

Finanzierung
H.E.S. Hennigsdorfer Elektrostahlwerke GmbH
HWB Hennigsdorfer Wohnungsbaugesellschaft mbH

In seiner Autobiografie „Mein schönes Leben“ berichtet Manfred Krug unsentimental und humorvoll von seiner Kindheit im Dritten Reich, vom autoritären und treulosen Vater, seiner geliebten Oma Lisa, von Bombennächten im 2. Weltkrieg und der Jagd nach Essbarem in der Nachkriegszeit, der Teilung Deutschlands, von der erster Liebe und dem Erwachsenwerden in der jungen DDR – und von seinen Hennigsdorfer Kindertagen.

Manfred Krug
Mein schönes Leben
Ullstein Taschenbuch Verlag
ISBN 978-3-548-36756-9
446 Seiten | 10 €