Blasmusik im Klassenzimmer

Wenn die Musikschule in die Schule geht: Schülerinnen und Schüler der 5B der Fontane-Grundschule lernen im Musikunterricht, einer Querflöte oder Posaune Töne zu entlocken und gemeinsam Musik zu machen

Ta Ta TiTi Ta. Bevor Philip, Anja, Fabian, Coline und ihre Mitschüler aus der 5B zu Querflöte, Trompete, Saxophon, Posaune, Euphonium oder Klarinette greifen dürfen, stehen noch ein paar „Trockenübungen“ auf dem Programm. Ihr Lehrer Johannes Severin gibt unterschiedliche Rhythmusfolgen vor – Ti Ti TaTaTa – und die Schüler sprechen sie gemeinsam nach. Mit ein paar Buzzing-Einheiten geht es weiter. Buzzing – oder eingedeutscht Buzzen – ist eine spezielle Technikübung für angehende Blechbläser. Dabei versuchen die Schüler, einen Ton allein durch Lippenschwingung zu treffen und gerade zu halten – ganz ohne Instrument.

Nach diesen kurzen Lockerungsübungen dürfen sie dann endlich an ihre Instrumente. Ton für Ton, Griff für Griff wiederholen und üben die Schüler das in den vorangegangenen Stunden Gelernte. Längst nicht alle Griffe und Töne sitzen. Die meisten Kinder aber sind konzentriert und mit sichtlichem Spaß bei der Sache.

Keine vier Monate nach den ersten zaghaften Versuchen mit den Instrumenten können die Fünftklässler das Drei-Ton-Lied „Süße Drops“ gemeinsam spielen. Maxim und Connor müssen sich tüchtig strecken. Ihre Arme sind gerade lang genug, um den Posaunenzug in die C-Position zu ziehen. Aber es klappt.

Die beiden Posaunisten und ihre gut zwanzig Mitschülerinnen und Mitschüler der 5B gehören zur sogenannten Bläserklasse an der Fontane-Grundschule. Statt des normalen Musikunterrichts hat diese Klasse jede Woche eine Doppelstunde Instrumentalunterricht bei Johannes Severin und Clemens Rohde, zwei jungen Lehrern der Hennigsdorfer Musikschule. Zwei Jahre – bis zum Ende der sechsten Klasse – lernen sie, ihrem Instrument Töne zu entlocken, einfache Stücke zu spielen und miteinander zu musizieren.

„Musikalische Vorkenntnisse oder eine besondere Begabung sind dafür nicht erforderlich“, erklärt Ronny Heinrich, Leiter der Musikschule. Mit den auch an den anderen Hennigsdorfer Grundschulen angebotenen Bläser-, Streicher- und Trommelklassen will die Musikschule möglichst vielen Kindern die Gelegenheit bieten, ein Musikinstrument auszuprobieren und ihnen so das Musikmachen näher bringen. „In den Instrumentenklassen bekommen Kinder ein Musikinstrument in die Hand, die sonst wahrscheinlich nie die Chance dazu bekämen“, sagt Musiklehrer Johannes Severin. „Und manche von ihnen blühen beim Spielen regelrecht auf.“

Finanziert werden die Instrumentalklassen – die Honorare der Lehrer und die Leihgebühren für die Instrumente – aus verschiedenen Fördertöpfen des Landes und des Bundes, aber auch von verschiedenen Sponsoren aus Hennigsdorf.

„Für die Bläserklasse standen eigentlich erst ab Februar 2018 Fördergelder zur Verfügung“, sagt Ronny Heinrich. Die HWB aber sei kurzfristig eingesprungen und habe die „Förderlücke“ geschlossen. So konnte auch die 5B der Fontane-Grundschule bereits zu Beginn des Schuljahres mit dem Unterricht beginnen und die Bläserschüler haben genügend Zeit, sich auf den musikalischen Höhepunkt des Jahres vorzubereiten.

Unter dem Motto „Musik ist Klasse“ werden alle Hennigsdorfer Instrumentalklassen zum Ende des Schuljahres gemeinsam ein Konzert geben. „Für die Kinder ist das eine Riesensache“, erzählt Johannes Severin. Im letzten Jahr saßen gut 400 Gäste im Auditorium.