Putzaktion zum Antirassismus-Tag: Stolpersteine glänzen wieder

Anlässlich des jährlich am 21. März begangenen Internationalen Tages gegen Rassismus haben die Patinnen und Paten der 10 Hennigsdorfer Stolpersteine diese wieder zum Glänzen gebracht. Jede der kleinen Messingplatten erinnert an Bürgerinnen und Bürger, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben, deportiert, in den Suizid getrieben oder ermordet wurden. Seit 1992 verlegt der Künstler Gunter Demnig die Messingtafeln – meist im Gehweg vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer.

Gemeinsam mit der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Heimatgeber kümmert die HWB sich um den Stolperstein für die antifaschistische Widerstandskämpferin Clara Schabbel. Während des gemeinsamen Gedenkens anlässlich des Antirassismus-Tages erinnerte HWB-Mitarbeiter Olaf Glowatzki an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die am 10. Dezember 1948 als Reaktion auf die Menschheitsverbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands, von den Vereinten Nationen proklamiert wurden. Aber bis heute, mehr als 70 Jahre später, würden überall in der Welt, auch in Deutschland, Menschenrechte infrage gestellt und Hass gegen Menschen gesät. Es sei notwendig, Ausgrenzung und Diskriminierung im Alltag klar entgegenzutreten.

Die Respektierung der Menschenrechte ist die Grundlage für ein friedliches Miteinander in der Gesellschaft.

Das größte dezentrale Mahnmal der Welt

Was 1992 als Idee für eine Kunstaktion begann, ist heute Teil der deutschen und europäischen Erinnerungskultur. Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat mittlerweile mehr als 96.000 Stolpersteine in zahlreichen europäischen Ländern verlegt und so tausenden Opfern des Nazi-Regimes eine Identität gegeben und sie dorthin zurückgebracht, wo sie einst ihre Heimat hatten. Die Stolpersteine gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt.

Stolpersteine in Hennigsdorf

Insgesamt zehn Stolpersteine erinnern heute an zehn ehemalige Bürgerinnen und Bürger der Stadt, die in der NS-Zeit verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Am 11. Mai 2006 und 15. Juli 2019 hat Gunter Demnig die Stolpersteine in Hennigsdorf verlegt.

  • Heinrich Bartsch // Marwitzer Straße 48
    Der antifaschistische Widerstandskämpfer Heinrich Bartsch wurde 1936 von den Nazis verhaftet und 1944 im KZ Sachsenhausen ermordet
  • Ernst, Dora, Liesel und Ursel Blaschke // Neuendorfer Straße 23
    Der AEG-Direktor Ernst Blaschke emigrierte im Dezember 1933 mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern nach Spanien, wo sich die Spuren der Familie verlieren.
  • Klara und Wilhelm Busse // Berliner Straße 18
    Klara und Wilhelm Busse, die den Zeugen Jehovas angehörten – eine Glaubensgemeinschaft, die schon 1933 verboten wurde – kamen in Konzentrationslager. Klara Busse ist 1943 im KZ Auschwitz gestorben. Ihr Ehemann Wilhelm überlebte den Todesmarsch vom KZ Sachsenhausen und wohnte nach 1945 gemeinsam mit Tochter Gerda wieder in Hennigsdorf. Wegen seiner Religion wurde er 1950 von der DDR-Justiz zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Wilhelm Busse starb 1957 während der Haft.
  • Ludwig Goldmann // Waldstraße 40
    Das von Ludwig Goldmann geführte Schuhgeschäft in der Waldstraße 40 wurde in der Programnacht vom 9. November 1938 von Hennigsdorfer SA-Leuten attackiert. Später wurden das Geschäft arisiert und Ludwig Goldmann im November 1941 nach Minsk deportiert, wo sich seine Spuren verlieren.
  • Else Ernestine Bela Lachmann // Hauptstraße 13
    Else Lachmann führte mit ihrem Sohn Ernst ein Uhren- und Schmuckgeschäft in der Hauptstraße 13. Beim Novemberpogrom von 1938 wurde der Laden geplündert und die Lachmanns aus Hennigsdorf vertrieben. 1943 wurde Else Lachmann nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
  • Clara Schabbel // Clara-Schabbel-Straße 11
    Die kommunistische Widerstandskämpferin Clara Schabbel wurde 1942 verhaftet und am 5. August 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Stolpersteinverlegung am 11. Mai 2006: Dr. Helmut Fritsch (links) – Initiator der Hennigsdorfer Stolpersteine – und der Künstler Gunter Demnig (rechts) gemeinsam mit Leo Schabbel, Sohn der von den Faschisten 1943 hingerichteten Clara Schabbel.