Putzaktion zum Jahrestag der Novemberpogrome von 1938

Paten putzen Gedenksteine für NS-Opfer

Putzaktion zum Jahrestag der Novemberpogrome von 1938

Paten putzen Gedenksteine für NS-Opfer

Hennigsdorf, 11. November 2024. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten überall in Deutschland Synagogen – angezündet von einem organisierten Mob. Jüdische Geschäfte wurden zerstört, Wohnungen gestürmt, Jüdinnen und Juden erniedrigt, misshandelt, willkürlich verhaftet und ermordet – auch in Hennigsdorf.

Dieses Datum erinnert daran, was geschehen kann, wenn eine Gesellschaft sich nicht mit aller Entschlossenheit und Deutlichkeit gegen Antisemitismus, gegen Hass und Gewalt gegen Mitmenschen zur Wehr setzt.

Zum Gedenken an die Pogromnacht von 1938 wurden die zehn vom Künstler Gunter Demnig in Hennigsdorfer verlegten Stolpersteine von den Patinnen und Paten der Steine gereinigt. Die nun wieder glänzenden Stolpersteine erinnern an Hennigsdorfer Mitbürgerinnen und Mitbürger, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben, deportiert, in den Suizid getrieben oder ermordet wurden.

Gemeinsam mit der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Heimatgeber kümmert die HWB sich um den Stolperstein für die antifaschistische Widerstandskämpferin Clara Schabbel.

Iris Rogge von der Heimatgeber-Gemeinde und HWB-Mitarbeiter Olaf Glowatzki haben anlässlich des Pogrom-Gedenktages die Messingplatte des in den Gehweg vor der Klara-Schabbel-Straße 11 eingelassenen Stolpersteins poliert, Blumen niedergelegt und Kerzen entzündet.

„In den vergangenen Wochen und Monaten haben zahlreiche Ereignisse auf deutschen Straßen oder zuletzt auch in Amsterdam auf erschreckende Weise gezeigt, wie präsent Antisemitismus, Rassismus, Hass und Intoleranz in unserer Gesellschaft sind“, erklärt HWB-Mitarbeiter Olaf Glowatzki. „Umso wichtiger ist es, die Erinnerung an den Pogrom von 1938 wach zu halten, um aus der Vergangenheit zu lernen.“

Das größte dezentrale Mahnmal der Welt

Was 1992 als Idee des Künstlers Gunter Demnig begann, ist zu einem Teil der deutschen und europäischen Erinnerungskultur geworden. Über 100.000 Stolpersteine erinnern heute in Deutschland und zahlreichen europäischen Ländern an Menschen, die während der Nazi-Diktatur verfolgt und getötet wurden. Die Nationalsozialisten wollten die von ihnen verfolgten Menschen zu Nummern machen und ihre Identität auslöschen. Mit seinem KunstDenkmal STOLPERSTEINE will Gunter Demnig diesen Prozess rückgängig machen und ihre Namen wieder in die Straßen und Städte zurückholen. Tausende Opfer des Nazi-Regimes werden mit den 10 x 10 Zentimeter großen Messingplatten aus der Anonymität geholt und ihre Namen dorthin zurückgebracht, wo sie einst ihre Heimat hatten.
Die Stolpersteine gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Und es wächst weiter: Noch immer reist der 1947 geborene Gunter Demnig durch die Republik, um Stolpersteine zu verlegen. Der Anstoß für die einzelnen Gedenksteine kommt von Bürgerinitiativen, Heimat- und Geschichtsvereinen, Schulen oder Privatpersonen vor Ort. Auch die inzwischen zweimal im Jahr stattfindenden Putzaktionen, bei denen ganz unterschiedliche Menschen die kleinen Messingplatten reinigen, sind für den Künstler Beleg dafür, dass die Stolpersteine Teil der deutschen Erinnerungskultur sind.
Traurige Realität ist aber auch, dass die kleinen Gedenksteine immer wieder von Unbekannten beschädigt, beschmiert oder herausgerissen und gestohlen werden.

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen wird“

Gunter Demnig / Talmud

Stolpersteine in Hennigsdorf

Insgesamt zehn Stolpersteine erinnern heute an zehn ehemalige Bürgerinnen und Bürger der Stadt, die in der NS-Zeit verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Am 11. Mai 2006 und 15. Juli 2019 hat Gunter Demnig die Stolpersteine in Hennigsdorf verlegt.

  • Heinrich Bartsch // Marwitzer Straße 48
    Der antifaschistische Widerstandskämpfer Heinrich Bartsch wurde 1936 von den Nazis verhaftet und 1944 im KZ Sachsenhausen ermordet
  • Ernst, Dora, Liesel und Ursel Blaschke // Neuendorfer Straße 23
    Der AEG-Direktor Ernst Blaschke floh mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern im Dezember 1933 vor dem nationalsozialistischen Antisemitismus nach Spanien. Später siedelte die Familie nach Australien über und baute sich dort ein neues Leben auf.
  • Klara und Wilhelm Busse // Berliner Straße 18
    Klara und Wilhelm Busse, die den Zeugen Jehovas angehörten – eine Glaubensgemeinschaft, die schon 1933 verboten wurde – kamen in Konzentrationslager. Klara Busse ist 1943 im KZ Auschwitz gestorben. Ihr Ehemann Wilhelm überlebte den Todesmarsch vom KZ Sachsenhausen und wohnte nach 1945 gemeinsam mit Tochter Gerda wieder in Hennigsdorf. Wegen seiner Religion wurde er 1950 von der DDR-Justiz zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Wilhelm Busse starb 1957 während der Haft.
  • Ludwig Goldmann // Waldstraße 40
    Das von Ludwig Goldmann geführte Schuhgeschäft in der Waldstraße 40 wurde in der Pogromnacht vom 9. November 1938 von Hennigsdorfer SA-Leuten attackiert. Später wurden das Geschäft arisiert und Ludwig Goldmann im November 1941 nach Minsk deportiert, wo sich seine Spuren verlieren.
  • Else Ernestine Bela Lachmann // Hauptstraße 13
    Else Lachmann führte mit ihrem Sohn Ernst ein Uhren- und Schmuckgeschäft in der Hauptstraße 13. Beim Novemberpogrom von 1938 wurde der Laden geplündert und die Lachmanns aus Hennigsdorf vertrieben. 1943 wurde Else Lachmann nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
  • Clara Schabbel // Clara-Schabbel-Straße 11
    Die kommunistische Widerstandskämpferin Clara Schabbel wurde 1942 verhaftet und am 5. August 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Stolpersteinverlegung am 11. Mai 2006: Dr. Helmut Fritsch (links) – Initiator der Hennigsdorfer Stolpersteine – und der Künstler Gunter Demnig (rechts) gemeinsam mit Leo Schabbel, Sohn der von den Faschisten 1943 hingerichteten Clara Schabbel.

Das größte dezentrale Mahnmal der Welt

Was 1992 als Idee des Künstlers Gunter Demnig begann, ist zu einem Teil der deutschen und europäischen Erinnerungskultur geworden. Über 100.000 Stolpersteine erinnern heute in Deutschland und zahlreichen europäischen Ländern an Menschen, die während der Nazi-Diktatur verfolgt und getötet wurden. Die Nationalsozialisten wollten die von ihnen verfolgten Menschen zu Nummern machen und ihre Identität auslöschen. Mit seinem KunstDenkmal STOLPERSTEINE will Gunter Demnig diesen Prozess rückgängig machen und ihre Namen wieder in die Straßen und Städte zurückholen. Tausende Opfer des Nazi-Regimes werden mit den 10 x 10 Zentimeter großen Messingplatten aus der Anonymität geholt und ihre Namen dorthin zurückgebracht, wo sie einst ihre Heimat hatten.
Die Stolpersteine gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Und es wächst weiter: Noch immer reist der 1947 geborene Gunter Demnig durch die Republik, um Stolpersteine zu verlegen. Der Anstoß für die einzelnen Gedenksteine kommt von Bürgerinitiativen, Heimat- und Geschichtsvereinen, Schulen oder Privatpersonen vor Ort. Auch die inzwischen zweimal im Jahr stattfindenden Putzaktionen, bei denen ganz unterschiedliche Menschen die kleinen Messingplatten reinigen, sind für den Künstler Beleg dafür, dass die Stolpersteine Teil der deutschen Erinnerungskultur sind.
Traurige Realität ist aber auch, dass die kleinen Gedenksteine immer wieder von Unbekannten beschädigt, beschmiert oder herausgerissen und gestohlen werden.

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen wird“

Gunter Demnig / Talmud

Stolpersteine in Hennigsdorf

Insgesamt zehn Stolpersteine erinnern heute an zehn ehemalige Bürgerinnen und Bürger der Stadt, die in der NS-Zeit verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Am 11. Mai 2006 und 15. Juli 2019 hat Gunter Demnig die Stolpersteine in Hennigsdorf verlegt.

  • Heinrich Bartsch // Marwitzer Straße 48
    Der antifaschistische Widerstandskämpfer Heinrich Bartsch wurde 1936 von den Nazis verhaftet und 1944 im KZ Sachsenhausen ermordet
  • Ernst, Dora, Liesel und Ursel Blaschke // Neuendorfer Straße 23
    Der AEG-Direktor Ernst Blaschke floh mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern im Dezember 1933 vor dem nationalsozialistischen Antisemitismus nach Spanien. Später siedelte die Familie nach Australien über und baute sich dort ein neues Leben auf.
  • Klara und Wilhelm Busse // Berliner Straße 18
    Klara und Wilhelm Busse, die den Zeugen Jehovas angehörten – eine Glaubensgemeinschaft, die schon 1933 verboten wurde – kamen in Konzentrationslager. Klara Busse ist 1943 im KZ Auschwitz gestorben. Ihr Ehemann Wilhelm überlebte den Todesmarsch vom KZ Sachsenhausen und wohnte nach 1945 gemeinsam mit Tochter Gerda wieder in Hennigsdorf. Wegen seiner Religion wurde er 1950 von der DDR-Justiz zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Wilhelm Busse starb 1957 während der Haft.
  • Ludwig Goldmann // Waldstraße 40
    Das von Ludwig Goldmann geführte Schuhgeschäft in der Waldstraße 40 wurde in der Pogromnacht vom 9. November 1938 von Hennigsdorfer SA-Leuten attackiert. Später wurden das Geschäft arisiert und Ludwig Goldmann im November 1941 nach Minsk deportiert, wo sich seine Spuren verlieren.
  • Else Ernestine Bela Lachmann // Hauptstraße 13
    Else Lachmann führte mit ihrem Sohn Ernst ein Uhren- und Schmuckgeschäft in der Hauptstraße 13. Beim Novemberpogrom von 1938 wurde der Laden geplündert und die Lachmanns aus Hennigsdorf vertrieben. 1943 wurde Else Lachmann nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
  • Clara Schabbel // Clara-Schabbel-Straße 11
    Die kommunistische Widerstandskämpferin Clara Schabbel wurde 1942 verhaftet und am 5. August 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Stolpersteinverlegung am 11. Mai 2006: Dr. Helmut Fritsch (links) – Initiator der Hennigsdorfer Stolpersteine – und der Künstler Gunter Demnig (rechts) gemeinsam mit Leo Schabbel, Sohn der von den Faschisten 1943 hingerichteten Clara Schabbel.